Kapitel 1
1 Zu den Zeiten Ahasveros (der da König war von Indien bis an Mohrenland über
hundert und siebenundzwanzig Länder)
2 und da er auf seinem königlichen Stuhl saß zu Schloß Susan,
3 im dritten Jahr seines Königreichs, machte er bei sich ein Mahl allen seinen
Fürsten und Knechten, den Gewaltigen in Persien und Medien, den Landpflegern und
Obersten in seinen Ländern,
4 daß er sehen ließe den herrlichen Reichtum seines Königreichs und die
köstliche Pracht seiner Majestät viele Tage lang, hundert und achtzig Tage.
5 Und da die Tage aus waren, machte der König ein Mahl allem Volk, das zu Schloß
Susan war, Großen und Kleinen, sieben Tage lang im Hofe des Gartens am Hause des
Königs.
6 Da hingen weiße, rote und blaue Tücher, mit leinenen und scharlachnen Seilen
gefaßt, in silbernen Ringen auf Marmorsäulen. Die Bänke waren golden und silbern
auf Pflaster von grünem, weißem, gelbem und schwarzen Marmor.
7 Und das Getränk trug man in goldenen Gefäßen und immer andern und andern
Gefäßen, und königlichen Wein die Menge, wie denn der König vermochte.
8 Und man setzte niemand, was er trinken sollte; denn der König hatte allen
Vorstehern befohlen, daß ein jeglicher sollte tun, wie es ihm wohl gefiel.
9 Und die Königin Vasthi machte auch ein Mahl für die Weiber im königlichen
Hause des Königs Ahasveros.
10 Und am siebenten Tage, da der König gutes Muts war vom Wein, hieß er Mehuman,
Bistha, Harbona, Bigtha, Abagtha, Sethar und Charkas, die sieben Kämmerer, die
vor dem König Ahasveros dienten,
11 daß sie die Königin Vasthi holten vor den König mit der königlichen Krone,
daß er den Völkern und Fürsten zeigte ihre Schöne; denn sie war schön.
12 Aber die Königin Vasthi wollte nicht kommen nach dem Wort des Königs durch
seine Kämmerer. Da ward der König sehr zornig, und sein Grimm entbrannte in ihm.
13 Und der König sprach zu den Weisen, die sich auf die Zeiten verstanden (denn
des Königs Sachen mußten geschehen vor allen, die sich auf Recht und Händel
verstanden; (1. Chronik 12.32)
14 die nächsten aber die bei ihm waren Charsena, Sethar, Admatha, Tharsis, Meres,
Marsena und Memuchan, die sieben Fürsten der Perser und Meder, die das Angesicht
des Königs sahen und saßen obenan im Königreich),
15 was für ein Recht man an der Königin Vasthi tun sollte, darum daß sie nicht
getan hatte nach dem Wort des Königs durch seine Kämmerer.
16 Da sprach Memuchan vor dem König und den Fürsten: Die Königin Vasthi hat
nicht allein an dem König übel getan, sondern auch an allen Fürsten und an allen
Völkern in allen Landen des Königs Ahasveros.
17 Denn es wird solche Tat der Königin auskommen zu allen Weibern, daß sie ihre
Männer verachten vor ihren Augen und werden sagen: Der König Ahasveros hieß die
Königin Vasthi vor sich kommen; aber sie wollte nicht.
18 So werden nun die Fürstinnen in Persien und Medien auch so sagen zu allen
Fürsten des Königs, wenn sie solche Tat der Königin hören; so wird sich
Verachtens und Zorn genug erheben.
19 Gefällt es dem König, so lasse man ein königlich Gebot von ihm ausgehen und
schreiben nach der Perser und Meder Gesetz, welches man nicht darf übertreten:
daß Vasthi nicht mehr vor den König Ahasveros komme, und der König gebe ihre
königliche Würde einer andern, die besser ist denn sie. (Daniel 6.9)
20 Und es erschalle dieser Befehl des Königs, den er geben wird, in sein ganzes
Reich, welches groß ist, daß alle Weiber ihre Männer in Ehren halten, unter
Großen und Kleinen.
21 Das gefiel dem König und den Fürsten; und der König tat nach dem Wort
Memuchans.
22 Da wurden Briefe ausgesandt in alle Länder des Königs, in ein jegliches Land
nach seiner Schrift und zu jeglichem Volk nach seiner Sprache: daß ein jeglicher
Mann der Oberherr in seinem Hause sei und ließe reden nach der Sprache seines
Volkes.
Kapitel 2
1 Nach diesen Geschichten, da der Grimm des Königs Ahasveros sich gelegt hatte,
gedachte er an Vasthi, was sie getan hatte und was über sie beschlossen war.
2 Da sprachen die Diener des Königs, die ihm dienten: Man suche dem König junge,
schöne Jungfrauen,
3 und der König bestellte Männer in allen Landen seines Königreichs, daß sie
allerlei junge, schöne Jungfrauen zusammenbringen gen Schloß Susan ins
Frauenhaus unter der Hand Hegais, des Königs Kämmerers, der der Weiber wartet,
und man gebe ihnen ihren Schmuck;
4 und welche Dirne dem König gefällt, die werde Königin an Vasthis Statt. Das
gefiel dem König, und er tat also.
5 Es war aber ein jüdischer Mann zu Schloß Susan, der hieß Mardochai, ein Sohn
Jairs, des Sohnes Simeis, des Sohnes des Kis, ein Benjaminiter, (1. Samuel
14.51)
6 der mit weggeführt war von Jerusalem, da Jechonja, der König Juda's,
weggeführt ward, welchen Nebukadnezar, der König zu Babel, wegführte. (2. Könige
24.15-16)
7 Und er war ein Vormund der Hadassa, das ist Esther, eine Tochter seines Oheims;
denn sie hatte weder Vater noch Mutter. Und sie war eine schöne und feine Dirne.
Und da ihr Vater und ihre Mutter starb, nahm sie Mardochai auf zur Tochter.
(Ester 2.15)
8 Da nun das Gebot und Gesetz des Königs laut ward und viel Dirnen zuhaufe
gebracht wurden gen Schloß Susan unter die Hand Hegais, ward Esther auch
genommen zu des Königs Hause unter die Hand Hegais, des Hüters der Weiber.
9 Und die Dirne gefiel ihm, und sie fand Barmherzigkeit vor ihm. Und er eilte
mit ihrem Schmuck, daß er ihr ihren Teil gäbe und sieben feine Dirnen von des
Königs Hause dazu. Und er tat sie mit ihren Dirnen an den besten Ort im
Frauenhaus.
10 Und Esther sagte ihm nicht an ihr Volk und ihre Freundschaft; denn Mardochai
hatte ihr geboten, sie sollte es nicht ansagen.
11 Und Mardochai wandelte alle Tage vor dem Hofe am Frauenhaus, daß er erführe,
ob's Esther wohl ginge und was ihr geschehen würde.
12 Wenn aber die bestimmte Zeit einer jeglichen Dirne kam, daß sie zum König
Ahasveros kommen sollte, nachdem sie zwölf Monate im Frauen-Schmücken gewesen
war (denn ihr Schmücken mußte soviel Zeit haben, nämlich sechs Monate mit Balsam
und Myrrhe und sechs Monate mit guter Spezerei, so waren denn die Weiber
geschmückt):
13 alsdann ging die Dirne zum König und alles, was sie wollte, mußte man ihr
geben, daß sie damit vom Frauenhaus zu des Königs Hause ginge.
14 Und wenn eine des Abends hineinkam, die ging des Morgens von ihm in das
andere Frauenhaus unter die Hand des Saasgas, des Königs Kämmerers, des Hüters
der Kebsweiber Und sie durfte nicht wieder zum König kommen, es lüstete denn den
König und er ließ sie mit Namen rufen.
Ester wird Königin
15 Da nun die Zeit Esthers herankam, der Tochter Abihails, des Oheims Mardochais
(die er zur Tochter hatte aufgenommen), daß sie zum König kommen sollte,
begehrte sie nichts, denn was Hegai, des Königs Kämmerer, der Weiber Hüter,
sprach. Und Esther fand Gnade vor allen, die sie ansahen.
16 Es ward aber Esther genommen zum König Ahasveros ins königliche Haus im
zehnten Monat, der da heißt Tebeth Dezember, Januar, im siebenten Jahr seines
Königreichs.
17 Und der König gewann Esther lieb über alle Weiber, und sie fand Gnade und
Barmherzigkeit vor ihm vor allen Jungfrauen. Und er setzte die königliche Krone
auf ihr Haupt und machte sie zur Königin an Vasthis Statt.
18 Und der König machte ein großes Mahl allen seinen Fürsten und Knechten, das
war ein Mahl um Esthers willen, und ließ die Länder ruhen und gab königliche
Geschenke aus.
Mordechai entdeckt eine Verschwörung gegen den König
19 Und da man das anderemal Jungfrauen versammelte, saß Mardochai im Tor des
Königs.
20 Und Esther hatte noch nicht angesagt ihre Freundschaft noch ihr Volk, wie ihr
Mardochai geboten hatte; denn Esther tat nach den Worten Mardochais, gleich als
da er ihr Vormund war. (Ester 2.10)
Eine Verschwörung wider den König
21 Zur selben Zeit, da Mardochai im Tor des Königs saß, wurden zwei Kämmerer des
Königs, Bigthan und Theres, die die Tür hüteten, zornig und trachteten ihre
Hände an den König Ahasveros zu legen.
22 Das ward Mardochai kund, und er sagte es der Königin Esther, und Esther sagte
es dem König in Mardochais Namen.
23 Und da man nachforschte, ward's gefunden, und sie wurden beide an Bäume
gehängt. Und es ward geschrieben in die Chronik vor dem König. (Ester 6.1-2)
Kapitel 3
1 Nach diesen Geschichten machte der König Ahasveros Haman groß, den Sohn
Hammedathas, den Agagiter, und erhöhte ihn und setzte seinen Stuhl über alle
Fürsten, die bei ihm waren.
2 Und alle Knechte des Königs, die im Tor waren, beugten die Kniee und fielen
vor Haman nieder; denn der König hatte es also geboten. Aber Mardochai beugte
die Kniee nicht und fiel nicht nieder.
3 Da sprachen des Königs Knechte, die im Tor des Königs waren, zu Mardochai:
Warum übertrittst du des Königs Gebot?
4 Und da sie solches täglich zu ihm sagten und er ihnen nicht gehorchte, sagten
sie es Haman an, daß sie sähen, ob solch Tun Mardochais bestehen würde; denn er
hatte ihnen gesagt, daß er ein Jude wäre.
5 Und da nun Haman sah, daß Mardochai ihm nicht die Kniee beugte noch vor ihm
niederfiel, ward er voll Grimms.
6 Und verachtete es, daß er an Mardochai allein sollte die Hand legen, denn sie
hatten ihm das Volk Mardochais angesagt; sondern er trachtete, das Volk
Mardochais, alle Juden, so im ganzen Königreich des Ahasveros waren, zu
vertilgen.
7 Im ersten Monat, das ist der Monat Nisan, im zwölften Jahr des Königs
Ahasveros, ward das Pur, das ist das Los, geworfen vor Haman, von einem Tage auf
den andern und von Monat zu Monat bis auf den zwölften, das ist der Monat Adar.
(Ester 9.24)
8 Und Haman sprach zum König Ahasveros: Es ist ein Volk, zerstreut in allen
Ländern deines Königreichs, und ihr Gesetz ist anders denn aller Völker, und tun
nicht nach des Königs Gesetzen; es ziemt dem König nicht, sie also zu lassen.
9 Gefällt es dem König, so lasse er schreiben, daß man sie umbringe; so will ich
zehntausend Zentner Silber darwägen unter die Hand der Amtleute, daß man's
bringt in die Kammer des Königs.
10 Da tat der König seinen Ring von der Hand und gab ihn Haman, dem Sohn
Hammadathas, dem Agagiter, der Juden Feind. (Ester 8.2)
11 Und der König sprach zu Haman: Das Silber sei dir gegeben, dazu das Volk, daß
du damit tust, was dir gefällt.
12 Da rief man die Schreiber des Königs am dreizehnten Tage des ersten Monats;
und ward geschrieben, wie Haman befahl, an die Fürsten des Königs und zu den
Landpflegern hin und her in den Ländern und zu den Hauptleuten eines jeglichen
Volks in den Ländern hin und her, nach der Schrift eines jeglichen Volks und
nach ihrer Sprache, im Namen des Königs Ahasveros und mit des Königs Ring
versiegelt. (Ester 1.22)
13 Und die Briefe wurden gesandt durch die Läufer in alle Länder des Königs, zu
vertilgen, zu erwürgen und umzubringen alle Juden, jung und alt, Kinder und
Weiber, auf einen Tag, nämlich auf den dreizehnten Tag des zwölften Monats, das
ist der Monat Adar, und ihr Gut zu rauben.
14 Also war der Inhalt der Schrift: daß ein Gebot gegeben wäre in allen Ländern,
allen Völkern zu eröffnen, daß sie auf denselben Tag bereit wären.
15 Und die Läufer gingen aus eilend nach des Königs Wort, und zu Schloß Susan
ward das Gebot angeschlagen. Und der König und Haman saßen und tranken; aber die
Stadt Susan ward bestürzt.
Kapitel 4
1 Da Mardochai erfuhr alles, was geschehen war, zerriß er seine Kleider und
legte einen Sack an und Asche und ging hinaus mitten in die Stadt und schrie
laut und kläglich.
2 Und kam bis vor das Tor des Königs; denn es durfte niemand zu des Königs Tor
eingehen, der einen Sack anhatte.
3 Und in allen Ländern, an welchen Ort des Königs Wort und Gebot gelangte, war
ein großes Klagen unter den Juden, und viele fasteten, weinten trugen Leid und
lagen in Säcken und in der Asche.
4 Da kamen die Dirnen Esthers und ihre Kämmerer und sagten's ihr an. Da erschrak
die Königin sehr. Und sie sandte Kleider, daß Mardochai sie anzöge und den Sack
von sich legte; aber er nahm sie nicht.
5 Da rief Esther Hathach unter des Königs Kämmerern, der vor ihr stand, und gab
ihm Befehl an Mardochai, daß sie erführe, was das wäre und warum er so täte.
6 Da ging Hathach hinaus zu Mardochai in die Gasse der Stadt, die vor dem Tor
des Königs war.
7 Und Mardochai sagte ihm alles, was ihm begegnet wäre, und die Summe des
Silbers, das Haman versprochen hatte in des Königs Kammer darzuwägen um der
Juden willen, sie zu vertilgen, (Ester 3.9)
8 und gab ihm die Abschrift des Gebots, das zu Susan angeschlagen war, sie zu
vertilgen, daß er's Esther zeigte und ihr ansagte und geböte ihr, daß sie zum
König hineinginge und flehte zu ihm und täte eine Bitte an ihn um ihr Volk.
9 Und da Hathach hineinkam und sagte Esther die Worte Mardochais,
10 sprach Esther zu Hathach und gebot ihm an Mardochai:
11 Es wissen alle Knechte des Königs und das Volk in den Landen des Königs, daß,
wer zum König hineingeht inwendig in den Hof, er sei Mann oder Weib, der nicht
gerufen ist, der soll stracks nach dem Gebot sterben; es sei denn, daß der König
das goldene Zepter gegen ihn recke, damit er lebendig bleibe. Ich aber bin nun
in dreißig Tagen nicht gerufen, zum König hineinzukommen. (Ester 5.2) (Ester
8.4)
12 Und da die Worte Esthers wurden Mardochai angesagt,
13 hieß Mardochai Esther wieder sagen: Gedenke nicht, daß du dein Leben
errettest, weil du im Hause des Königs bist, vor allen Juden;
14 denn wo du wirst zu dieser Zeit schweigen, so wird eine Hilfe und Errettung
von einem andern Ort her den Juden entstehen, und du und deines Vaters Haus
werdet umkommen. Und wer weiß, ob du nicht um dieser Zeit willen zur königlichen
Würde gekommen bist? (1. Mose 45.7)
15 Esther hieß Mardochai antworten:
16 So gehe hin und versammle alle Juden, die zu Susan vorhanden sind, und fastet
für mich, daß ihr nicht esset und trinket in drei Tagen, weder Tag noch Nacht;
ich und meine Dirnen wollen auch also fasten. Und ich will zum König hineingehen
wider das Gebot; komme ich um, so komme ich um. (2. Könige 7.4)
17 Mardochai ging hin und tat alles, was ihm Esther geboten hatte.
Kapitel 5
1 Und am dritten Tage zog sich Esther königlich an und trat in den inneren Hof
am Hause des Königs gegenüber dem Hause des Königs. Und der König saß auf seinem
königlichen Stuhl im königlichen Hause, gegenüber der Tür des Hauses.
2 Und da der König sah Esther, die Königin, stehen im Hofe, fand sie Gnade vor
seinen Augen. Und der König reckte das goldene Zepter in seiner Hand gegen
Esther. Da trat Esther herzu und rührte die Spitze des Zepters an. (Ester 4.11)
(Ester 8.4)
3 Da sprach der König zu ihr: Was ist dir, Esther, Königin? und was forderst du?
Auch die Hälfte des Königreichs soll dir gegeben werden.
4 Esther sprach: Gefällt es dem König, so komme der König und Haman heute zu dem
Mahl, das ich zugerichtet habe. (Ester 1.19)
5 Der König sprach: Eilet, daß Haman tue, was Esther gesagt hat! Da nun der
König und Haman zu dem Mahl kamen, das Esther zugerichtet hatte,
6 sprach der König zu Esther, da er Wein getrunken hatte: Was bittest du,
Esther? Es soll dir gegeben werden. Und was forderst du? Auch die Hälfte des
Königreichs, es soll geschehen. (Ester 9.12)
7 Da antwortete Esther und sprach: Meine Bitte und Begehr ist:
8 Habe ich Gnade gefunden vor dem König, und so es dem König gefällt mir zu
geben eine Bitte und zu tun mein Begehren, so komme der König und Haman zu dem
Mahl, das ich für sie zurichten will; so will ich morgen Tun, was der König
gesagt hat.
Haman beschließt, sich an Mordechai zu rächen
9 Da ging Haman des Tages hinaus fröhlich und gutes Muts. Und da er sah
Mardochai im Tor des Königs, daß er nicht aufstand noch sich vor ihm bewegte,
ward er voll Zorns über Mardochai.
10 Aber er hielt an sich. Und da er heimkam, sandte er hin und ließ holen seine
Freunde und sein Weib Seres
11 und zählte ihnen auf die Herrlichkeit seines Reichtums und die Menge seiner
Kinder und alles, wie ihn der König so groß gemacht hätte und daß er über die
Fürsten und Knechte des Königs erhoben wäre.
12 Auch sprach Haman: Und die Königin Esther hat niemand kommen lassen mit dem
König zum Mahl, das sie zugerichtet hat, als mich; und ich bin morgen auch zu
ihr geladen mit dem König.
13 Aber an dem allem habe ich keine Genüge, solange ich sehe den Juden Mardochai
am Königstor sitzen.
14 Da sprachen zu ihm sein Weib Seres und alle Freunde: Man mache einen Baum,
fünfzig Ellen hoch, und morgen sage dem König, daß man Mardochai daran hänge; so
kommst du mit dem König fröhlich zum Mahl. Das gefiel Haman wohl, und er ließ
einen Baum zurichten.
Kapitel 6
1 In derselben Nacht konnte der König nicht schlafen und hieß die Chronik mit
den Historien bringen. Da die wurden vor dem König gelesen,
2 fand sich's geschrieben, wie Mardochai hatte angesagt, daß die zwei Kämmerer
des Königs, Bigthan und Theres, die an der Schwelle hüteten, getrachtet hätten,
die Hand an den König Ahasveros zu legen. (Ester 2.21-23)
3 Und der König sprach: Was haben wir Mardochai Ehre und Gutes dafür getan? Da
sprachen die Diener des Königs, die ihm dienten: Es ist ihm nichts geschehen.
4 Und der König sprach: Wer ist im Hofe? Haman aber war in den Hof gegangen,
draußen vor des Königs Hause, daß er dem König sagte, Mardochai zu hängen an den
Baum, den er zubereitet hatte. (Ester 5.14)
5 Und des Königs Diener sprachen zu ihm: Siehe, Haman steht im Hofe. Der König
sprach: Laßt ihn hereingehen!
6 Und da Haman hineinkam, sprach der König zu ihm: Was soll man dem Mann tun,
den der König gerne wollte ehren? Haman aber gedachte in seinem Herzen: Wem
sollte der König anders gern wollen Ehre tun denn mir?
7 Und Haman sprach zum König: Dem Mann, den der König gerne wollte ehren,
8 soll man königliche Kleider bringen, die der König pflegt zu tragen, und ein
Roß, darauf der König reitet, und soll eine königliche Krone auf sein Haupt
setzen;
9 und man soll solch Kleid und Roß geben in die Hand eines Fürsten des Königs,
daß derselbe den Mann anziehe, den der König gern ehren wollte, und führe ihn
auf dem Roß in der Stadt Gassen und lasse rufen vor ihm her: So wird man tun dem
Mann, den der König gerne ehren will.
10 Der König sprach zu Haman: Eile und nimm das Kleid und Roß, wie du gesagt
hast, und tu also mit Mardochai, dem Juden, der vor dem Tor des Königs sitzt;
und laß nichts fehlen an allem, was du geredet hast!
11 Da nahm Haman das Kleid und Roß und zog Mardochai an und führte ihn auf der
Stadt Gassen und rief vor ihm her: So wird man tun dem Mann, den der König gerne
ehren will.
12 Und Mardochai kam wieder an das Tor des Königs. Haman aber eilte nach Hause,
trug Leid mit verhülltem Kopf
13 und erzählte seinem Weibe Seres und seinen Freunden allen alles, was ihm
begegnet war. Da sprachen zu ihm seine Weisen und sein Weib Seres: Ist Mardochai
vom Geschlecht der Juden, vor dem du zu fallen angehoben hast, so vermagst du
nichts an ihm, sondern du wirst vor ihm fallen.
14 Da sie aber noch mit ihm redeten, kamen herbei des Königs Kämmerer und
trieben Haman, zum Mahl zu kommen, das Esther zugerichtet hatte. (Ester 5.8)
Kapitel 7
Haman wird an den Galgen gehängt
1 Und da der König mit Haman kam zum Mahl, das die Königin Esther zugerichtet
hatte, (Ester 5.8) (Ester 6.14)
2 sprach der König zu Esther auch des andern Tages, da er Wein getrunken hatte:
Was bittest du, Königin Esther, daß man's dir gebe? Und was forderst du? Auch
das halbe Königreich, es soll geschehen.
3 Esther, die Königin, antwortete und sprach: Habe ich Gnade vor dir gefunden, o
König, und gefällt es dem König, so gib mir mein Leben um meiner Bitte willen
und mein Volk um meines Begehrens willen.
4 Denn wir sind verkauft, ich und mein Volk, daß wir vertilgt, erwürgt und
umgebracht werden. Und wären wir doch nur zu Knechten und Mägden verkauft, so
wollte ich schweigen; so würde der Feind doch dem König nicht schaden.
5 Der König Ahasveros redete und sprach zu der Königin Esther: Wer ist der, oder
wo ist der, der solches in seinen Sinn nehmen dürfe, also zu tun?
6 Esther sprach: Der Feind und Widersacher ist dieser böse Haman. Haman
entsetzte sich vor dem König und der Königin.
7 Und der König stand auf vom Mahl und vom Wein in seinem Grimm und ging in den
Garten am Hause. Und Haman stand auf und bat die Königin Esther um sein Leben;
denn er sah, daß ihm ein Unglück vom König schon bereitet war.
8 Und da der König wieder aus dem Garten am Hause in den Saal, da man gegessen
hatte, kam, lag Haman an der Bank, darauf Esther saß. Da sprach der König: Will
er auch der Königin Gewalt tun bei mir im Hause? Da das Wort aus des Königs
Munde ging, verhüllten sie Haman das Antlitz.
9 Und Harbona, der Kämmerer einer vor dem König, sprach: Siehe, es steht ein
Baum im Hause Haman, fünfzig Ellen hoch, den er Mardochai gemacht hatte, der
Gutes für den König geredet hat. Der König sprach: Laßt ihn daran hängen!
10 Also hängte man Haman an den Baum, den er Mardochai gemacht hatte. Da legte
sich des Königs Zorn.
Kapitel 8
1 An dem Tage gab der König Ahasveros der Königin Esther das Haus Hamans, des
Judenfeindes. Und Mardochai kam vor den König; denn Esther sagte an, wie er ihr
zugehörte.
2 Und der König tat ab von seinem Fingerreif, den er von Haman hatte genommen,
und gab ihn Mardochai. Und Esther setzte Mardochai über das Haus Hamans. (Ester
3.10)
3 Und Esther redete weiter vor dem König und fiel ihm zu den Füßen und weinte
und flehte ihn an, daß er zunichte machte die Bosheit Hamans, des Agagiters, und
seine Anschläge, die er wider die Juden erdacht hatte.
4 Und der König reckte das goldene Zepter gegen Esther. Da stand Esther auf und
trat vor den König (Ester 5.2)
5 und sprach: Gefällt es dem König und habe ich Gnade gefunden vor ihm und ist's
gelegen dem König und ich gefalle ihm, so schreibe man, daß die Briefe Hamans,
des Sohnes Hammedathas, des Agagiters, widerrufen werden, die er geschrieben
hat, die Juden umzubringen in allen Landen des Königs.
6 Denn wie kann ich zusehen dem Übel, das mein Volk treffen würde? Und wie kann
ich zusehen, daß mein Geschlecht umkomme?
7 Da sprach der König Ahasveros zur Königin Esther und zu Mardochai, dem Juden:
Siehe, ich habe Esther das Haus Hamans gegeben, und ihn hat man an einen Baum
gehängt, darum daß er seine Hand hat an die Juden gelegt;
8 so schreibt ihr nun für die Juden, wie es euch gefällt, in des Königs Namen
und versiegelt's mit des Königs Ringe. Denn die Schriften, die in des Königs
Namen geschrieben und mit des Königs Ring versiegelt wurden, durfte niemand
widerrufen.
9 Da wurden berufen des Königs Schreiber zu der Zeit im dritten Monat, das ist
der Monat Sivan Mai, Juni, am dreiundzwanzigsten Tage, und wurde geschrieben,
wie Mardochai gebot, an die Juden und an die Fürsten, Landpfleger und Hauptleute
in den Landen von Indien bis an das Mohrenland, nämlich hundert und
siebenundzwanzig Länder, einem jeglichen Lande nach seiner Schrift, einem
jeglichen Volk nach seiner Sprache, und den Juden nach ihrer Schrift und Sprache.
10 Und es war geschrieben in des Königs Ahasveros Namen und mit des Königs Ring
versiegelt. Und er sandte die Briefe durch die reitenden Boten auf jungen
Maultieren,
11 darin der König den Juden Macht gab, in welchen Städten sie auch waren, sich
zu versammeln und zu stehen für ihr Leben und zu vertilgen, zu erwürgen und
umzubringen alle Macht des Volkes und Landes, die sie ängsteten, samt den
Kindern und Weibern, und ihr Gut zu rauben
12 auf einen Tag in allen Ländern des Königs Ahasveros, nämlich am dreizehnten
Tage des zwölften Monats, das ist der Monat Adar.
13 Der Inhalt aber der Schrift war, daß ein Gebot gegeben wäre in allen Landen,
zu eröffnen allen Völkern, daß die Juden bereit sein sollten, sich zu rächen an
ihren Feinden.
14 Und die reitenden Boten auf den Maultieren ritten aus schnell und eilend nach
dem Wort des Königs, und das Gebot ward zu Schloß Susan angeschlagen.
15 Mardochai aber ging aus von dem König in königlichen Kleidern, blau und weiß,
und mit einer großen goldenen Krone, angetan mit einem Leinen- und Purpurmantel;
und die Stadt Susan jauchzte und war fröhlich.
16 Den Juden aber war Licht und Freude und Wonne und Ehre gekommen.
17 Und in allen Landen und Städten, an welchen Ort des Königs Wort und Gebot
gelangte, da war Freude und Wonne unter den Juden, Wohlleben und gute Tage, daß
viele aus den Völkern im Lande Juden wurden; denn die Furcht vor den Juden war
über sie gekommen. (2. Mose 15.14-16)
Kapitel 9
Die Juden rächen sich an ihren Feinden
1 Im zwölften Monat, das ist der Monat Adar, am dreizehnten Tag, den des Königs
Wort und Gebot bestimmt hatte, daß man's tun sollte, ebendesselben Tages, da die
Feinde der Juden hofften, sie zu überwältigen, wandte sich's, daß die Juden ihre
Feinde überwältigen sollten.
2 Da versammelten sich die Juden in ihren Städten in allen Landen des Königs
Ahasveros, daß sie die Hand legten an die, so ihnen übel wollten. Und niemand
konnte ihnen widerstehen; denn ihre Furcht war über alle Völker gekommen. (Ester
8.17)
3 Auch alle Obersten in den Landen und Fürsten und Landpfleger und Amtleute des
Königs halfen den Juden; denn die Furcht vor Mardochai war über sie gekommen.
4 Denn Mardochai war groß im Hause des Königs, und sein Gerücht erscholl in
allen Ländern, wie er zunähme und groß würde.
5 Also schlugen die Juden an allen ihren Feinden eine Schwertschlacht und
würgten und raubten und brachten um und taten nach ihrem Willen an denen, die
ihnen feind waren.
6 Und zu Schloß Susan erwürgten die Juden und brachten um fünfhundert Mann;
7 dazu erwürgten sie Parsandatha, Dalphon, Aspatha,
8 Poratha, Adalja, Aridatha,
9 Parmastha, Arisai, Aridai, Vajesatha,
10 die zehn Söhne Hamans, des Sohne Hammedathas, des Judenfeindes. Aber an die
Güter legten sie ihre Hände nicht.
11 Zu derselben Zeit kam die Zahl der Erwürgten zu Schloß Susan vor den König.
12 Und der König sprach zu der Königin Esther: Die Juden haben zu Schloß Susan
fünfhundert Mann erwürgt und umgebracht und die zehn Söhne Hamans; was werden
sie tun in den andern Ländern des Königs? was bittest du, daß man dir gebe? und
was forderst du mehr, daß man tue? (Ester 5.6) (Ester 7.2)
13 Esther sprach: Gefällt's dem König, so lasse er auch morgen die Juden tun
nach dem heutigen Gebot, und die zehn Söhne Hamans soll man an den Baum hängen.
14 Und der König hieß also tun. Und das Gebot ward zu Susan angeschlagen, und
die zehn Söhne Haman wurden gehängt.
15 Und die Juden zu Susan versammelten sich auch am vierzehnten Tage des Monats
Adar und erwürgten zu Susan dreihundert Mann; aber an ihre Güter legten sie ihre
Hände nicht.
16 Aber die andern Juden in den Ländern des Königs kamen zusammen und standen
für ihr Leben, daß sie Ruhe schafften vor ihren Feinden, und erwürgten ihrer
Feinde fünfundsiebzigtausend; aber an ihre Güter legten sie ihre Hände nicht.
Die Stiftung des Purimfestes
17 Das geschah am dreizehnten Tage des Monats Adar, und sie ruhten am
vierzehnten Tage desselben Monats; den machte man zum Tage des Wohllebens und
der Freude.
18 Aber die Juden zu Susan waren zusammengekommen am dreizehnten und am
vierzehnten Tage und ruhten am fünfzehnten Tag; und den Tag machte man zum Tage
des Wohllebens und der Freude.
19 Darum machten die Juden, die auf den Dörfern und Flecken wohnten, den
vierzehnten Tag des Monats Adar zum Tag des Wohllebens und der Freude, und
sandte einer dem andern Geschenke.
20 Und Mardochai schrieb diese Geschichten auf und sandte Briefe an alle Juden,
die in den Landen des Königs Ahasveros waren, nahen und fernen,
21 daß sie annähmen und hielten den vierzehnten und fünfzehnten Tag des Monats
Adar jährlich,
22 nach den Tagen, darin die Juden zur Ruhe gekommen waren von ihren Feinden und
nach dem Monat, darin ihre Schmerzen in Freude und ihr Leid in gute Tage
verkehrt war; daß sie dieselben halten sollten als Tage des Wohllebens und der
Freude und einer dem andern Geschenke schicken und den Armen mitteilen.
23 Und die Juden nahmen's an, was sie angefangen hatten zu tun und was Mardochai
an sie schrieb:
24 wie Haman, der Sohn Hammedathas, der Agagiter, aller Juden Feind, gedacht
hatte, alle Juden umzubringen, und das Pur, das ist das Los, werfen lassen, sie
zu erschrecken und umzubringen; (Ester 3.7)
25 und wie Esther zum König gegangen war und derselbe durch Briefe geboten hatte,
daß seine bösen Anschläge, die er wider die Juden gedacht, auf seinen Kopf
gekehrt würden; und wie man ihn und seine Söhne an den Baum gehängt hatte.
(Ester 9.14) (Ester 7.10)
26 Daher sie diese Tage Purim nannten nach dem Namen des Loses. Und nach allen
Worten dieses Briefes und dem, was sie selbst gesehen hatten und was an sie
gelangt war,
27 richteten die Juden es auf und nahmen's auf sich und auf ihre Nachkommen und
auf alle, die sich zu ihnen taten, daß sie nicht unterlassen wollten, zu halten
diese zwei Tage jährlich, wie die vorgeschrieben und bestimmt waren;
28 daß diese Tage nicht vergessen, sondern zu halten seien bei Kindeskindern,
bei allen Geschlechtern, in allen Ländern und Städten. Es sind die Tage Purim,
welche nicht sollen übergangen werden unter den Juden, und ihr Gedächtnis soll
nicht umkommen bei ihren Nachkommen.
29 Und die Königin Esther, die Tochter Abihails, und Mardochai, der Jude,
schrieben mit ganzem Ernst, um es zu bestätigen, diesen zweiten Brief von Purim;
30 und er sandte die Briefe zu allen Juden in den hundert und siebenundzwanzig
Ländern des Königreichs des Ahasveros mit freundlichen und treuen Worten:
31 daß sie annähmen die Tage Purim auf die bestimmte Zeit, wie Mardochai, der
Jude, über sie bestätigt hatte und die Königin Esther, und wie sie für sich
selbst und ihre Nachkommen bestätigt hatten die Geschichte der Fasten und ihres
Schreiens.
32 Und Esther befahl, die Geschichte dieser Purim zu bestätigen. Und es ward in
ein Buch geschrieben.
Kapitel 10
1 Und der König Ahasveros legte Zins aufs Land und auf die Inseln im Meer.
2 Aber alle Werke seiner Gewalt und Macht und die große Herrlichkeit Mardochais,
die ihm der König gab, siehe, das ist geschrieben in der Chronik der Könige in
Medien und Persien. (Ester 8.2) (Ester 8.15)
3 Denn Mardochai, der Jude, war der nächste nach dem König Ahasveros und groß
unter den Juden und angenehm unter der Menge seiner Brüder, der für sein Volk
Gutes suchte und redete das Beste für sein ganzes Geschlecht.